Stille sein?!
Wir sind beide gerne zu Fuß unterwegs. Auch weil die Landschaft (und die Menschen) so gemächlich an einem vorbeiziehen. Es duftet alle paar Meter nach anderem: erfrischend und überraschend, erholsam und so sinnlich-zum Beispiel frisch geschlägertes Holz.
Und in einem Zeitraum von zwei Stunden ist es möglich eine ganze Bandbreite an Wettervarianten zu erleben.
So wanderten wir kürzlich durch das hintere Pitztal. Schon von weitem sahen wir den kleinen, schmucken Bauernhof: alles sauber beieinander, jedes Holzscheit lag an seinem Platz, Blumen, Garten, Hausbank zeigten sich nett und einladend.
Die Altbäuerin kehrte bedächtig und konzentriert die Straße zwischen zwei Höfen. Als wir mit ihr ins Gespräch kamen, staunten wir mit ihr über die Kraft der Erdäpflpflanzln und den riesigen Lorbeer der das Bauerngartl umrahmte.
Froh ist sie noch eine Arbeit zu haben, erzählte sie uns, das sei viel besser als nur herumsitzen. Sie erzählt uns von den Verhältnissen auf ihrem Hof. Ihr Mann sei schon seit vielen Jahren tot, die Kinder in der Welt verstreut. Einen Mann an ihrer Seite gibt es aber wieder. Eine von ihren Töchtern ist gerade beim Umbauen. Das freut sie sehr. Sie kommt auch beinahe jedes Wochenende.
Wir machen große Augen, als sie uns erzählt, dass sie in einem Doppelhaus wohnt. (es sieht so klein aus!)
Und manchmal geht nicht alles im Leben zusammen. Sie habe für sich entschieden, nicht über alles schimpfen zu müssen. Wenn sie kehrt, dann kehrt sie auch für alle-auch die Straße vor dem Nachbarhaus.
Beim Weitergehen diskutieren wir fest über die Gratwanderung von „Nicht zu viel hinunterschlucken“ ODER kein Opfer der Empörungsgesellschaft zu sein. Menschen die sich über jedes und alles aufregen sind ja nun wirklich auch nicht zu beneiden.
Wir finden, es gibt jeden Tag mehrmals die Gelegenheit im Sinne einer guten Atmosphäre zu handeln: manches muss gesagt werden und anderes darf auch unkommentiert bleiben. Dreimal durchschnaufen, eventuell mit jemandem bereden, der oder die nicht betroffen sind, vielleicht auch darüber schlafen.
Und wir schnaufen wieder die beglückende frische Luft entlang der Pitze.