Wir bei den „glück.Tagen“
Ein Literaturfestival, welches sich „glück.Tage“ nennt, das klingt ja vielversprechend, dachten wir uns und machten uns auf den Weg nach Thiersee. Einen Dialogabend mit drei interessanten Persönlichkeiten haben wir uns aus dem Programm ausgesucht. Groß waren unsere Erwartungen.
Was wir für uns und unser Glück herausgehört haben, möchten wir euch berichten:
1. „Selbstoptimierung als Falle“, was kann es bedeuten? Wie gelingt es, nicht in diese Falle zu tappen?
Melanie Wolfers sprach in ihren Ausführungen von zwei Risiken, die das innere Glück behindern können. Zum einen spricht sie vom Druck, der Selbstoptimierung. Wir erlegen uns laufend auf, in allem besser werden zu müssen: schlanker, schöner, gelassener, klüger, kommunikativer usw. Das würde ein permanentes Gefühl des Mangels nähren. Wir würden uns dadurch nie genügen.
Das zweite Risiko sei das Thema der Beschleunigung. Wir rasen durchs Leben und dadurch fehlen Resonanzräume. Die Resonanz sei dazu da, dass es etwas nachwirken könne. Der Nachklang unterstützt uns, das Leben zu spüren und Gefühle von Freude und Sinn zu spüren.
2. Welche „Wege zum Glück“ kann es geben?
Die drei ReferentInnen der glückTage sammelten Ideen, wie es gelingen kann, seine Glücks (Freude)fähigkeit zu unterstützen.
Melanie Wolfers betont immer wieder, wie wichtig es sei, mit sich selbst Zeit zu verbringen. Sie zitiert Karl Valentin der meinte: Heute gehe ich mich besuchen, hoffentlich bin ich daheim. Sie nennt die Stille, die es braucht, um bei sich anzukommen:
Raum zum Sinnen.
„In der Stille spricht die Seele stark“
Für Nina Ruge sind einerseits die Dankbarkeit und andererseits das die Dinge auch einmal nichts tun gute Helfer. Man müsse sich nicht immer To Do Listen erstellen. Es könne ruhig auch einmal eine Not to do Liste geben.
Georg Fraberger lädt ein, dem Leben und sich selbst mit mehr Humor zu begegnen. Es sei außerdem so wichtig, sich zu fragen, wie viel Zeit ich wirklich dem Arbeiten widme. Man habe zwar mehr Geld zur Verfügung, aber der Preis sei hoch.
3. Wie kann ich mein Leben vertiefen?
Tröstlich und auch sehr spannend war die Aussage von Wolfers, dass Sinnkrisen gut seien. Heute würden diese sehr gerne pathologisiert. Man werde sofort in Psychotherapie geschickt, ohne erst einmal den gesunden Schmerz, der sinnvolle Veränderungen aus dem Menschen heraus ermögliche, auszuhalten und zu verstehen. Diese Sinnkrise sei aber sehr häufig eine Reaktion auf die Umwelt. Und es bedürfe einer Anstrengung, seinem eigenen Wesen entsprechend zu reagieren.
Immer wieder geht zum Thema der Stille: „Aus der Stille und Rückgebundenheit heraus zu leben und im Funkkontakt mit dem Herzen sein, lässt uns wachsen.“
4. Was haben wir persönlich zum Thema Glück herausgehört?
Glück ist nicht immer lustig, glücklich sein zu müssen kann auch anstrengend sein, so Fraberger.
Immer wieder ist vom Zufriedensein die Rede, das Wort „Friede“ finde ich sehr schön in diesem Zusammenhang. Wolfers spricht auch gern von Grenzen als eine Art Umfriedung. Grenzen markieren meinen Lebensraum, innerhalb dessen ich in Frieden leben kann. Jegliches „Grenzen ausloten“ oder „an die Grenzen gehen“ ist eine Art Kriegserklärung. Auf die Dauer sehr anstrengend. Ich muss also mit mir selber Frieden finden. Dort liegt auch das Glück begraben: Ich darf mir selber Gutes tun und mir eine gute Freundin sein.
Wolfers meinte auch, dass Glück einer tiefen Zufriedenheit entspricht. Das Glück ist im Inneren, nicht im Äußeren (Auto, Haus, Mann, Besitz) zu suchen.
5. Was war die zentrale Aussage?
Die Aufforderung wieder mehr in der „analogen Wirklichkeit“ leben, die „digitale Nabelschnur“ durchtrennen. Das gute Gespräch suchen, eine schöne Begegnung nachwirken lassen… „weltfreudiger“ leben!
⇒ Empfehlung:
Die nächsten „Glück.Tage“ im Kufsteinerland finden vom 23. – 25. Mai 2019 statt.
Infos: https://www.glueck-tage.com/