Waldbaden
Heute: ein ausgiebiges Waldbad!
Ein Trend aus Japan. Aha, dachte ich mir, kennen wir Tiroler doch, nennen wir einfach „Waldspaziergang“ und außerdem… wissen wir doch alle, dass uns der Wald guttut.
Dann bekam ich die Gelegenheit ein ausgiebiges Waldbad zu nehmen, mit einem ausgebildeten Waldtherapeuten (!), drei Stunden (!) lang. Und ich kann euch sagen:
Ab in den Wald mit euch. Wir haben einen Wellnesstempel vor der Nase!
„Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün“, wusste schon die mittelalterliche Äbtissin Hildegard von Bingen. Damit nahm die Heilkundige etwas voraus, was von der modernen Forschung bestätigt wird: Der Wald tut Körper und Seele gut. Der Wald beeinflusst – im positiven Sinne – unser Immunsystem, unser Nervensystem und den Hormonhaushalt. Wenn es diese positiven Wirkungen als Pille gäbe, würden wir sie uns alle teuer in der Apotheke kaufen!
Die Bäume kommunizieren auf faszinierende Weise untereinander. Durch Duftstoffe (Terpene) verständigen sie sich untereinander. Wir nehmen dieses Feinstoffliche auf, sobald wir den Wald betreten. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diese Terpene eine Reihe höchst positiver Effekte auf unsere Psyche und unsere Gesundheit haben.
Doch zurück zu meinem Waldbad
Ich hab keine Bäume umarmt. Aber ich muss zugeben, ich habe mit ihnen gesprochen. Im Stillen, ein paar Sorgen abgeladen. „Downloaden“, nennt das der Waldtherapeut, seine Sorgen und unguten Gedanken dem Kosmos Wald anvertrauen. „Der Baum urteilt nicht, wertet nicht“ ich staune wie philosophisch das Waldbaden sein kann. Ich lehne an einem Baum, aus dem Augenwinkel beobachte ich die anderen aus der Gruppe. Wir halten alle sicheren Abstand zueinander. Sind ja schließlich beim Beichten.
Warum tut uns der Wald so gut? Man fühlt sich so wunderbar behütet. Wie ein Schutzschild in einer immer lauteren, unübersichtlicheren Welt.
Unser Waldtherapeut hat darauf wissenschaftlich belegte Antworten:
- der Wald stärkt das Herz
- macht uns widerstandsfähiger
- entstresst uns
und sorgt für mehr Lebensfreude.
Doch was genau stärkt unser Immunsystem?
Achtung jetzt wird´s wissenschaftlich, aber ich wollte es genauer wissen:
Wir alle wissen, wie aromatisch es unter Bäumen duftet. Was uns in die Nase steigt, ist Teil der pflanzlichen Kommunikation, „Liebesgeflüster“ unter Bäumen quasi. Unzählige chemische Botenstoffe schwirren gasförmig in der Waldluft umher. Sie alle gehören in die Stoffgruppe der Terpene. Mit deren Hilfe informieren sich Bäume zB über Schädlinge, von denen sie angegriffen werden. Verschiedenste Studien bestätigen, dass diese Terpene eine gesundheitsfördernde Wirkung auf uns Menschen haben. Die eingeatmeten Terpene sorgen dafür, dass unsere natürlichen Killerzellen (im Blut) deutlich erhöht sind.
Wer einen Tag im Wald verbringt, hat anschließend fast 40% mehr Killerzellen im Blut – und dieser Effekt hält etwas eine Woche an. Nach zwei Tagen im Wald hatte das Blut von Versuchspersonen sogar doppelt so viele Killerzellen wie davor. Diese natürlichen Killerzellen, die der menschliche Organismus im Wald vermehrt produziert, sind dafür verantwortlich, Viren in unserem Körper unschädlich zu machen. Außerdem bekämpfen sie Körperzellen, die zu bösartigen Tumoren entarten könnten. Sie halten uns also gesund und schützen uns vor Krebs.
„Aus ihren Ergebnissen entwickelten die Forscher eine Empfehlung: jeder Mensch sollte sich mindestens einmal im Monat für insgesamt zwei volle Tage im Wald aufhalten. Und Terpenoide tanken!“
Wie geht nun richtiges Waldbaden?
Den Wald bewusst wahrnehmen:
- entschleunigen: Durch langsames Gehen die Umgebung bewusst wahrnehmen und so vermehrt Eindrücke sammeln.
- Der Weg ist das Ziel:Es geht nicht um das Endziel, sondern um das Erlebte auf dem Weg dorthin.
- Eine gefühlte Beziehung: Waldbaden ist keine Naturerziehung, sondern eine Naturbeziehung.
So führe ich also meine „Seele im Wald“ spazieren und zeige ihr die Schönheiten die ich entdecke. „Wir müssen nicht immer alles überanalysieren“, hatte mir unser Führer vorhin gesagt, „das wirkt sich auf unser autonomes Nervensystem, das Hormonsystem und das Immunsystem aus. Durch das Waldbaden soll die Aufmerksamkeit bewusst vom Denken weg hin zu den Sinnen und den Körper gelenkt werden“. Ich atme tief ein und entspanne mich spürbar, was es doch für verschieden Grün-Töne gibt, denke ich mir. Mein Begleiter betrachtet ganz verträumt einen Baumstumpf.
INFOECKE
Wer mehr über die Heilkraft der Bäume erfahren will (auch eine Empfehlung für die UaB-Leseecke):
- GEO Kompakt „Unser Wald“ Nr. 52
- Der Biophilia Effekt (Heilung aus dem Wald) von Clemens Arvay
Lust an Weiterbildung?
- „Alpines Waldbaden“ im Bildungshaus Kloster Neustift/Südtirol
https://www.pflanzenlust.de/wald-2018/