Ab Peter und Paul werden die Pfarrer faul

Ein Sonntagmorgen-Erlebnis in der Kirche. Der Tag war schon ein bisschen heiß. Der Samstag hat länger gedauert. Man freut sich direkt, wenn nach dem Evangelium eine Predigt vielleicht ein andächtiges Lauschen oder ein ebenso beschauliches Wegdenken ermöglicht.
Kaum sitzen alle, sagt der Pfarrer: Beten wir gemeinsam das Glaubensbekenntnis. Als sich alle wieder erheben, schmunzelt er und spricht von den Gewohnheiten auch in der Kirchenliturgie. Er fragt ob jemand den Spruch „Ab Peter und Paul werden die Pfarrer faul“ kennt? Heiterkeit durchzieht die Kirche und dann sagt er. Ja und jetzt im Sommer ist es so. Wir predigen nicht.
Darf ein Diakon die Faulheit begrüßen? Oder zumindest ganz öffentlich kundtun? Oh ja! Es gibt dem ganzen Getrieben sein eine wohltuende Gegenströmung.
Die Faulheit hat in unserer Gesellschaft einen schlechten Ruf. Wer faul ist, sitzt anderen auf der Geldtasche, schadet der Gesellschaft und seinem Umfeld.
Doch wenn es jemand schafft, einen Gang oder auch mehrere herunter zu schalten, eben auch ein Pfarrer, dann entschleunigt es und schafft Raum für Muße.
Mehrfach haben wir davon schon geschrieben. Manche unserer Almbauern sagen, dass es im Sommer auch Lücken des Nichtstuns gäbe. Und so könnte es wohl auch Zeiten des Verweilens, des einfachen Nichtstun geben. So wie auch der bayrische Kabarettist Gerhard Polt meint: einfach vor sich hin sinnlosen. Meine Bäuerinnen haben in einem Seminar die Doppeldeutigkeit des Begriffs entdeckt. Neben eben nichts Sinnvolles tun zu müssen könnte sich doch auch Sinn erschließen. Sinn losen im Sinne von Sinn lauschen.
Schön!
Heute bin ich einmal faul. Tja… wer das schafft, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben, der hat mir schon einmal etwas voraus. Meine Bewunderung!
UND es gibt von Gotthold Ephraim Lessing ein Gedicht über die Faulheit.
Die Faulheit
Fleiß und Arbeit lob ich nicht.
Fleiß und Arbeit lob ein Bauer.
Ja, der Bauer selber spricht,
Fleiß und Arbeit wird ihm sauer.
Faul zu sein, sei meine Pflicht;
Diese Pflicht ermüdet nicht.
Bruder, laß das Buch voll Staub.
Willst du länger mit ihm wachen?
Morgen bist du selber Staub!
Laß uns faul in allen Sachen,
Nur nicht faul zu Lieb und Wein,
Nur nicht faul zur Faulheit sein.
Das Augenzwinkern im Gedicht macht faulmutig, oder?
Sommerfaul will ich sein… als Gegenentwurf zum immer tüchtig und ausgefüllt.
Sandra Hörterer
8. Juli 2020
Liebe Angelika, ich hab dich in Seeon auf einem Demeter- Bäuerin -Tag kennengelernt und war von deiner Art die Dinge zu sehen sofort begeistert.Ich wollte dir und deiner Kollegin von bayrischer Seite(Schleching)aus, nur einmal Danken für euren schönen Blog. Ich freu mich jedes mal wenn im EMailPostfach von euch eine neue Nachricht ist.Wir sind Almbauern mit Leib und Seele und so fühlen wir uns mit den Tirolern fast verbundener als mit so manchen Berufskollegen aus dem übrigen Bayern.Machts weiter so, ganz liebe Grüße Sandra Hörterer
Angelika Wagner
16. Juli 2020
Liebe Sandra! So eine große Freude! Bayern liest bei uns mit! Ich habe die Veranstaltung mit euch noch in lebhafter und sehr frauenstarker Erinnerung! Dir und deiner Familie alles Gute!
Wir lesen und hören uns!
Ganz herzlichen Gruß von deinen Aufleberinnen