Einen würdevollen Rahmen hat uns gestern die Frau Landesrätin Palfrader geboten! Für die Arbeit an unserem Blog wurde uns vom Land Tirol der Bildungs-Innovationspreis 2019 verliehen. Wir sind immer noch ganz aus dem Häuschen! Bedeutet dies nicht nur Wertschätzung für unseren Blog sondern auch eine Würdigung für unseren leidenschaftlichen Einsatz für das Gute, Positive und Einigende!
Liebe Menschen haben sich mit uns gefreut und uns hochleben lassen. Dank allen die uns auf diesem Weg begleiten und bestärken!
Hier einige Eindrücke von der Verleihung und den Feierlichkeiten am 08. April 2019 im Landhaus in Innsbruck:
… mit unserem Laudator Dr. Robert Jonischkeit
(c) Birgitt Drewes
Unseren GernleserInnen möchten wir gerne die Laudatio zum Nachlesen anbieten:
Sehr geehrte Frau Landesrätin, sehr geehrte Ehren- und Festgäste,
ich habe heute also die große Ehre, die Laudatio für die beiden Preisträgerinnen Angelika Wagner und Angelika Neuner und ihren Blog „aufleben“ zu halten, einen Blog für Menschen in der Landwirtschaft, die auf ihre Lebensqualität achten und Impulse für ein gelingendes Leben am Hof suchen. Das ist mir insofern eine ganz besondere Freude, als ich durch dieses Projekt nicht nur eine persönliche Erkenntnis, sondern auch eine sehr wichtige Selbsterkenntnis erlangen konnte. Die Selbsterkenntnis besteht darin, dass ich schon ganz schön alt geworden bin. Das Wort „Block“ schreibe ich grundsätzlich noch mit „ck“. Beziehungsweise schreibe ich auf einem solchen. Mit einem Kugelschreiber. Und anscheinend haben die beiden Preisträgerinnen zu Recht vermutet, dass es in der Jury des Bildungsinnovationspreises auch solche digitalen Dinosaurier wie mich geben kann. Deshalb haben sie vorsichtshalber in ihrem Einreichformular definiert und beschrieben, worum es geht, wenn man den Blog mit einem weichen „g“ schreibt. Dabei handelt es sich um eine „tagebuchartig geführte, öffentlich zugängliche Webseite, die ständig um Themen und Kommentare ergänzt wird. Ein Blog ist lebendig und gewinnt durch die Einbringung von persönlichen Erfahrungen. Darüber hinaus ist auch ein Austausch der Leserschaft untereinander möglich und wünschenswert.“ So. Damit habe nicht nur ich etwas gelernt, sondern auch für heute meinen Bildungsauftrag erfüllt.
Jetzt macht allerdings der Blog allein noch nicht die Innovation. Schließlich ging der erste bereits am 13. Jänner 1990 online. Also genau betrachtet im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrtausends. Der Softwareentwickler Tim Berners-Lee verwendete ihn zum Informationsaustausch zwischen Wissenschaftlern des europäischen Kernforschungszentrums bei Genf. Ich muss gestehen, dass ihn nie gelesen habe, aber ich bin mir sicher, dass der heute zu prämierende Blog wesentlich spannender und lustiger ist. In dem habe ich nämlich mit dem größten Vergnügen ausgiebig gestöbert. Und das, obwohl ich gar nicht zur primären Zielgruppe gehöre. Die besteht nämlich gar nicht aus in Innsbruck geborenen Kufsteiner Stadtpfarrern, sondern primär aus aktiven Bäuerinnen und Bauern und sekundär aus Multiplikatoren im ländlichen Raum, zukünftigen Hofübernehmern, Landjugend, landwirtschaftlichen Fachschulen und Menschen im psychosozialen Bereich, welche mit bäuerlicher Bevölkerung zu tun haben. Wenigstens tertiär kann ich mich selbst dann auch dieser langen Liste anschließen, schließlich stammt meine Familie mütterlicherseits von einem burgenländischen Erbhof ab.
Und auch Ihnen allen kann ich die Lektüre dieses Blogs nur wärmstens empfehlen, auch wenn der eine oder die andere nicht zur unmittelbaren Zielgruppe gehört. Wo sonst liest man die neuesten Nachrichten aus dem Bankenwesen und erfährt, auf welchen Spazierwegen noch das eine oder andere Bankl fehlt? Wo sonst kann man einen Block gewinnen (also jetzt wieder den mit „ck“), wenn man vier Musikanten an ihren bestrumpften Haxen erkennt? Wo sonst kann man etwas über den Bergbauern Josef lesen, der auf 1.800 Meter Seehöhe in guter Nachbarschaft mit dem Herrgott lebt? Wo sonst wird der Beweis geführt, dass ein Altersunterschied von 60 Jahren keine Rolle spielt, wenn es um die Herstellung von Seife geht? Das waren jetzt nur vier kleine Beispiele aus den Rubriken AufsLeben, Das gute Leben, Menschenbilder und Zusammenleben am Hof. Was in der Rubrik Liebesgeflüster steht, bitte ich euch aus Diskretionsgründen selber nachzulesen.
Eines ist aber allen Beiträgen gemeinsam. Sie bieten einen durchwegs positiven, lebensbejahenden und optimistischen Blick auf Arbeit und Leben im ländlichen Raum. Und das ist meine Erkenntnis, von der ich eingangs gesprochen habe: Dieser positive Zugang ist gerade in der heutigen Zeit so unendlich wichtig. Am Tag, an dem ich diese Laudatio verfasst habe, bestanden die Schlagzeilen der ORF-Nachrichtenseite aus einer Scheidung, einem Diebstahl, einem Suizid, zwei Morden, vier Unfalltoten, zwei Bürgerkriegen und den Ergebnissen der letzten Spiele der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Der Fokus richtet sich auf die kleinen und großen Katastrophen in der Welt. Mit Negativschlagzeilen erhält man Aufmerksamkeit. Dabei geschieht so viel Gutes in der Welt, in Österreich, in unserer unmittelbaren Nachbarschaft. Man weiß es nur nicht, weil keiner darüber berichtet. Der Blog aufleben.tirol ist hier nicht nur innovativ, sondern hoffentlich auch beispielgebend. Das ganze Projekt lässt sich durch drei Charakteristika beschreibe: Es ist wertschätzend, es bietet Raum für Menschen und ihre Geschichten und es richtet den Fokus eben auf das Schöne und Gute. Und davon gibt es schließlich jede Menge.
Das allein war aber natürlich noch nicht ausschlaggebend für die Entscheidung der Jury, den Bildungsinnovationspreis in der Kategorie 2 an dieses Projekt und damit an Angelika Wagner und Angelika Neuner zu vergeben. Denn tatsächlich geht es hier nicht nur um Wertschätzung und Anerkennung von Bäuerinnen und Bauern und allen Menschen, die im ländlichen Raum leben und arbeiten. Das Medium „Blog“ ist nicht nur ein geeignetes Forum für Wissen und Austausch, Diskussion und Vernetzung, es ermöglicht einen sehr niederschwelligen und daher für viele offenen Zugang zu Bildung und Beratung und bietet auch die Chance, Menschen in Bildungsprozesse einzubinden, die aufgrund der räumlichen Entfernung und zeitlichen Möglichkeiten nicht am Diskurs teilnehmen können. Besonders zu erwähnen ist dabei, dass der Blog auch das Angebot macht, sich anonym Unterstützung und Beratung zu holen. Das ist besonders wichtig in potentiellen Konfliktfällen, wie es sie bei Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Hofübergaben durchaus geben kann. Dass in solchen Fällen ein lösungsorientierter Ansatz im Mittelpunkt steht, der durch frische und frechere Betrachtungsweisen das Beharren auf festgefahrenen Standpunkten und das Verharren in der Problematik verhindert, finde ich dabei besonders erfreulich.
Kurt Tucholsky hat einmal gesagt: „Wer auf andere Menschen wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden.“ Dass Angelika Wagner und Angelika Neuner das ganz ausgezeichnet beherrschen, haben sie in ihren zahlreichen Arbeitsfeldern bewiesen. So ist Frau Angelika Wagner Beraterin für Lebensqualität Bauernhof in der Landwirtschaftskammer Tirol und Absolventin des Bundesseminars für das land- und forstwirtschaftliche Bildungswesen, ihre Kollegin Angelika Neuner Spezialberaterin im ländlichen Raum, vor allem für bäuerlichen Tourismus. Ich darf die Preisträgerinnen um Entschuldigung bitten, dass ich hier nicht alle ihre Ausbildungen und Qualifikationen aufzähle, aber ich habe die strikte Weisung bekommen, dass die Laudatio nicht länger sein darf als eine durchschnittliche Predigt.
In diesem Sinn darf ich Angelika Wagner und Angelika Neuner sowie ihren Vorgesetzten, die sie in der Umsetzung unterstützt haben, zu diesem Projekt, das die Bildungslandschaft (und ich sage jetzt noch einmal ganz betont „Landschaft“) in Tirol so innovativ und nachhaltig bereichert, ganz herzlich gratulieren. In diesem Sinn sage ich jetzt Amen und darf nun unsere Frau Landesrätin bitten, die Urkunde zu überreichen.