Posts by: Angelika Wagner

Entschuldige bitte!

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Der Zug ermöglich so vielfältige Menschenbeobachtungen.

Gestern bin ich von einer spannenden Lebensqualität Bauernhoftagung heimgereist. Bei herrlichem Wetter konnte ich von Osten nach Westen dem Frühlingwerden zusehen. Weil ich an einem Vierertisch mit drei fremden Menschen am Fenster gesessen bin, wollte ich auch nicht aufstehen, um Buch und PC zu holen. Also habe ich ein bisschen Musik gehört, gerastet, einen Podcast angehört und vorwiegend einfach nichts getan. Die Jause war auch weit weg, der Zug sehr voll.

Die Entscheidung, dem Handy wenig Raum zu geben, war gar nicht so einfach. Und gut. Mein Gegenüber hat lange mit seiner Frau telefoniert. Berührend fein und zuhörend und dann wieder sehr fröhlich. Ich habe die Sprache nicht verstanden. Später erzählte er mir seine Geschichte. Ein Slowake, der in Wien arbeitet, jetzt zu seinem Sohn nach Vorarlberg fährt, um ihm zu helfen. Jede zweite halbe Woche fährt er zu seiner Frau in die Slowakei. Dort warten sie und zwei weitere Kinder und Enkel auf ihn.

Doch eigentlich wollte ich euch mein zweites Highlight dieser Reise erzählen.

Im Regionalzug nach Hause setzt sich eine Jugendliche mit Kopfhörern zu einer zweiten Jugendlichen mit Kopfhören.

Als die erste aussteigt, nimmt sie den Kopfhörer ab und sagt zur anderen (die dann auch ihren Kopfhörer abnimmt) „Entschuldige bitte!“ „Ja?“ „Ich wollte dir nur sagen, du hast so wunderschöne Haare!“ „Oh danke!“ strahlt die Angesprochene. Beide setzen ihre Kopfhörer wieder auf. Und doch – etwas ist anders.

Mit ein paar Worten die Energie ändern. Beseelt gehe ich heim. Ist doch so viel gut.

Das Glück ist ein Vogerl?

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Franz erzählt von seinem langen Leben. 88 Jahre geprägt von Entbehrung, harter Arbeit. Wir haben nichts gehabt. Im Alter kommen Erinnerungen, die ihn schlecht schlafen lassen. In der Nacht holen ihn die Gespenster der Vergangenheit ein. Bilder des Krieges. Wenn er mühsam davon berichtet, sind Tränen in den Augen. Wort für Wort wird sein Atem ruhiger und langsam schleichen sich trotz des Grauens kleine Glücksbilder ein. Eine Erinnerung an seinen Vater, der ihm von der Schönheit seiner Mutter erzählt hat, als er sie kennenlernte. Das Spielen mit anderen Kindern, das trotzdem immer sein durfte, seine Lieblingskatze, das Schwimmen im nahegelegenen Teich mit der frischen Liebe.

Bei unserem zweiten Treffen erzählt er, dass er nun öfters Menschen zu sich einlädt und von früher erzählt. Es brauche ja auch andere Menschen, die eigenen Menschen im Haus haben sich seine Geschichte schon viel zu oft anhören müssen. Es würde leichter ums Herz und er erzählt auch das Schöne. Das ermögliche ihm auch, das Beglückende heute zu suchen und auch zu sehen.

Die Geschichten anders erinnern

In einem spannenden Atlas über Happiness findet sich dazu eine Erklärung unter dem Titel Glücksschlüssel. Jonathan Adler beschreibt darin die Möglichkeit, sein Leben zu verändern oder auch zu verbessern, indem ich auch die Erinnerung gestalte und mich aktiver in das Jetzt einbringe. Es geht nicht darum, das Dunkle zu verdrängen, sondern die Phasen und Momente zu sehen, die es auch gut machten.

Genuss, Zufriedenheit und Leistung

Das kluge Buch beschäftigt sich mit Zutaten zur Glücksformel. Ein koreanischer Forscher beschreibt zum Beispiel dazu die drei oben genannten Schlüssel. Ein Mensch, der zu Genuss fähig ist, ein Gleichgewicht zwischen Bedürfnissen und deren Befriedigung erlebt und die Verwirklichung der eigenen Fähigkeiten lebt.

Vom Augenblick zum Lebensgrundgefühl

Ja- das Glück in seinem euphorisierenden Charakter kann ein Momentzustand sein. Es tut gut, wenn ich mir diese Momente bewusst mache und auch dafür dankbar bin.

Und das tiefere Lebensgefühl, ich sorge dafür, dass es mir und meinem Umfeld gut geht, dass es Raum für das Alleinsein und Raum für das Zusammensein gibt, für das Tüchtig sein und das Entspannt sein, dem Traurig sein den notwendigen Raum geben, dass wir auch das Gute sehen, Erfolge feiern und nicht müde werden wie es Hilde Domin so wunderschön beschreibt:

Nicht müde werden und dem Wunder, zart wie einem Vogel die Hand hinhalten.

Was lässt dich heute aufleben und FEDERWOLKEN?

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Kann es sein, dass ich schon mit einem Wort ins Aufleben komme? FEDERWOLKEN!

Gleichsam aufgehoben von einer zarten Windbrise, die Knoten im Bauch lösen kann? So fühlt es sich gerade an.

Wir sind so voller Freude über unser Auflebenheft – es erweist sich als (ich verwende mein heutiges Auflebenwort gleich wieder) federwolkiger Alltagsbegleiter. Mein Wort des Tages „Federwolken“ habe ich übrigens aus dem Wetterbericht. Heute wunderschönes Wetter, vereinzelt Federwolken.

Ja, wenn es weiter nichts ist. Noch zeigt der Himmel keines dieser Wölkchen.

Bei meinen Beratungen komme ich kürzlich an einer Bezirksstelle der Landwirtschaftskammern an. Ich plaudere mit einem Kollegen. Plötzlich kommt ein anderer Kollege auf mich zu und umarmt mich.

Ich sichtlich berührt- fein federwolkig- mit einem Fragezeichen im Gesicht.

Er: „In meinem Auflebenheft steht die Frage, ob ich denn heute schon jemanden umarmt habe. Deshalb!“

Ich freue mich schon so, wenn ich euch mehr Geschichten erzählen kann. Die Geschichten von Menschen, mit denen wir arbeiten. Menschen, die sich auf diese Art des Blickwinkel-Erweiterns einlassen.

So! Jetzt muss ich raus – Federwolken finden.

Sommerglücke

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Ich schreibe bei rund um 5 Grad Celsius Außentemperatur am 13. September. Und am Schreibtisch sind die Finger ganz klamm. Dauernd vertippe ich mich. Da drängt es sich ja richtig auf, an unsere inneren Speicher von Wärme und Sonne zu gelangen.

Wir durften in diesem Sommer so Schönes erleben.

Und gerne wollen wir es mit euch teilen und euch auch einladen, eurer Schönes mit uns als Herbst- und Wintervorrat hervorzuholen.

Wenn ich jetzt meine kleine (manchmal ganz verschlafene) Morgenyogaeinheit mache, dann spüre ich das noch ganz leise und beschauliche Meer des Morgens. Ich habe mich am Morgen ans Wasser gesetzt- ein bisschen meditiert und Übungen gemacht (im leicht abschüssigen Sand war das Sitzen sogar angenehmer als daheim). Auch wenn ich jetzt schreibe kann ich das leise Meer am Morgen, die Morgengemeinschaft der Möwen am Meer hören, sehen und riechen. Die Sonne streichelt ganz sanft die geschlossenen Augen.

Apropos Sonne!

Es war schon ein bisschen Überwindung um 3:10 aufzustehen, um auf dem Berg den Sonnenaufgang zu genießen. Was mich überrascht hat- auch der Anmarsch im Dunkeln im Gleichschritt mit der Schwester (sie geht wirklich wie ein Uhrwerk!) hatte etwas sehr Stärkendes. Das lässt sich jetzt aber nicht leicht eins zu eins auf das Leben übertragen. Doch kann es ein Hinweis darauf sein, dass ein beständiges Weitergehen, auch wenn es ab und zu stockfinster ist, dich in eine Morgendämmerung und einen neuen und überraschenden Tag bringen kann.

Und wenn die Sonne aufgeht: magisch und auch voller Leichtigkeit.

Darauf will ich setzen gemeinsam mit Udo Jürgens: und immer, immer wieder geht die Sonne auf.

Und jetzt gehe ich mir meine Hände am erstmals eingeheizten Ofen wärmen- auch das hat etwas.

Fastenzeit für Späteinsteiger

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Seid ihr schon gut in der Fastenzeit angekommen? Oder gehört ihr zur Gruppe derer die sagen- ich lebe eh das ganze Jahr besonnen?

In der letzten Woche habe ich viele Menschen nach ihrem Ansatz gefragt. Da kommen Ideen von großen Vorhaben und auch kleinere Vorsätze zum Tragen. Und wie gut das tut, sich einmal von liebgewonnenen Gewohnheiten zu lösen und den Alltag neu zu gestalten.

Besonders hat mich die Fastenbegleitung des Katholischen Familienverbandes Tirol angesprochen:

Brauchen wir was wir haben? Haben wir was wir brauchen? Da muss man gar nicht sehr katholisch sein, um diese täglichen Impulse als nützlich zu empfinden. Dazu der Link:

Haben wir, was wir brauchen? | fastenzeit.jetzt

Dazu gab es auch ein Interview mit der Musikerin Julia Moretti. Das Bild von Julia Moretti hat Inge Prader gemacht.

Der Familienverband hat uns gestattet, das Interview, das Armin Staffler mit ihr führte, auf unserem Blog zu posten.

Danke an Richard Kleissner.

Habt Freude und eine gute Innenschau!

A: Liebe Julia, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um mit mir über die „Aktion plusminus“ zu reden. Wir treffen uns heute nach den Festtagen und zu Beginn der Faschingszeit. Die Fastenzeit ist noch fern. Was sagt Dir persönlich das Motto der Aktion „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“

J: Danke Dir und danke allen für diese wichtige Aktion mit ihren Impulsen. Für mich öffnen sich da gleich zwei weitere Fragen: „Was brauche ich?“ und „Was habe ich?“ Die erste Frage ist eine Besinnung auf das Wesentliche. Dazu gehören Gesundheit und ein Gefühl der Dankbarkeit, das soziale Miteinander, der Frieden und die Freiheit, in der wir leben dürfen.  Freiheit – ein großes Thema – heißt für mich in diesem Zusammenhang, wählen und mitentscheiden zu können. Wir leben in einem System, das es gut mit uns meint, mit Werten, die für die Gemeinschaft förderlich sind.

A: Und was sagt Dir die zweite Frage?

J: Bunt und erfüllt zu leben, bedeutet für mich vor allem, gute Beziehungen, zu anderen Menschen und zur Natur zu haben. Die Natur ist die Schöpfung und ohne Bezug zur Schöpfung bin ich „er-schöpft“.

A: Du hattest vor nicht allzu langer Zeit einen sehr schweren Unfall. Hat sich dadurch für Dich etwas im Hinblick auf „Gesundheit und Dankbarkeit“ als etwas, das wir brauchen, geändert?

J: Ich habe Selbstverständlichkeiten hinterfragt. Wenn Gehen und Atmen nicht mehr schmerzfrei möglich sind, dann wächst die Dankbarkeit, wenn es wieder geht. Oder einfach radlfahren. Nicht mehr wie früher, aber fast wieder wie früher. Der Tag des Unfalls war in gewisser Weise der schönste Tag meines Lebens, weil ich so viel Glück gehabt habe.

A: Das ist eine Entscheidung, so einen Unfall als Glück zu verstehen?

J: Ja.

A: Haben wir genug Dankbarkeit in unserer Gesellschaft? Was fehlt uns, wovon haben wir zu wenig?

J: Wir können als Gesellschaft nicht immer nur „Gas geben“. Es tut uns, glaube ich, gut, immer wieder die „Kupplung“ zu betätigen und innezuhalten. Genau darum geht es bei der Aktion plusminus und darum unterstütze ich sie gern. Es geht darum, mehr aufeinander achtzugeben, auch in unseren Beziehungen. Das geht auch mitten in einem Gespräch. Ein kurzes Innehalten, das bedeutet, Zeit für Richtungsentscheidungen zu gewinnen. Dann sind wir auch Kapitän*innen und nicht nur Passagier*innen. Beim Konsum bin ich nur Passagier*in. Die Algorithmen kennen uns teilweise besser als wir uns selbst. Sie entscheiden für uns und wir werden zu Mitfahrer*innen statt selbst zu entscheiden.

A: Wir können im Innehalten entscheiden, ob wir wieder und wofür wir Gas geben oder ob wir bremsen wollen.

J: Wir brauchen Zäsuren, quasi Rhythmuswechsel. Nach dem Vielen, den Geschenken, den Süßigkeiten und auch den vielen Begegnungen brauchen wir eine Pause. Da ist es gut, wenn es Unterstützung von außen, z.B. durch die Aktion plusminus gibt.

A: Was ist das Gute an Zäsuren, aus Deiner Erfahrung?

J: Es geht nicht um Verbote oder den Zwang zum Verzicht im althergebrachten Sinn. Es geht darum, sich selber besser kennenzulernen und sich nicht etwas zu nehmen, sondern sich etwas zu geben.

A: Was gibst Du Dir?

J: Ich gebe mir Zeit und wertvolle Momente, mich und meine Routine zu hinterfragen. Es ist die Haltung, nicht verzichten zu müssen, sondern Ballast abzuwerfen. Somit lerne ich mich besser kennen und kann „die Schokolade“ vielleicht auch jemandem anderen schenken. Es ist ein „dafür“ und kein „dagegen“.

A: Hast du konkrete Erfahrungen damit, etwas bewusst anders zu machen?

J: Es gab eine Zeit, da habe ich meinen Zuckerkonsum auf fast Null abgesenkt. Über die Fastenzeit hinaus wurde daraus ein halbes Jahr. Ich war einfach noch nicht fertig. Das war ein Impuls, der über Ostern hinausgeführt hat. „Ostern“ heißt ja nicht, dass es danach so weitergeht wie vor der Fastenzeit.

A: Du bist ein Familienmensch. Wie ging es Deiner Familie damit?

J: Die hat das nicht gespürt. Aber bei mir entstand ein Flow. Es gibt genug anderes Süßes im Leben! (lacht)

A: Was kann die Fastenzeit für die Familie bedeuten? Kannst Du Dir vorstellen, ein „Fastenprojekt“ in der Familie durchzuführen?

J: Ich werde die Fragen der Aktion plusminus sicher mal am Esstisch stellen. „Brauchen wir, was wir haben? Haben wir, was wir brauchen?“ Sie eröffnen auch immer einen neuen Bezug, in jeder Beziehung, auch in der Partnerschaft. „Hast du das, was du (von mir) brauchst?“ Diese Fragen passen für alle, für Jung und Alt. Sie können das Gespräch leiten, sie sind mehr als „Wie war Dein Tag?“. Gerade viele aus der Generation der jungen  Erwachsenen sind sehr offen dafür, sich zu reduzieren, sich für ein neues Miteinander einzusetzen, nachhaltig im Blick die nächsten Generationen zu leben.

A: Bei mir schwingt noch ganz stark nach, dass Du dafür plädierst, dass wir mehr Dankbarkeit brauchen. Wovon brauchen wir weniger?

J: (denkt lange nach) Meist ist jeder Bereich, jeder Impuls an und für sich gut, wir neigen nur dazu, uns zu überfordern. Wenn ich in einem Orchester alle Melodien, alle Akkorde gleichzeitig spiele, dann herrscht pures Chaos. Wir dürfen wählen. Es darf weniger vom „Getriebensein“ sein.

A: Julia, vielen lieben Dank für das Gespräch und alles Gute!

J: Danke auch und Danke auch für die Aktion.

Wenn der Morgen anders netzwerkt

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Ein Montagmorgen in einer Einrichtung wie der Landwirtschaftskammer ergibt meist ein geschäftiges Bild: Bei offenen Bürotüren geht man vorbei, hört zumeist ein freundliches ‘Guten Morgen’, aber der Blick ist in eine andere Richtung. Zum Bildschirm: Mails checken, Leistungserfassung, Zeiterfassung machen, Kalender updaten, Meetings vereinbaren, Informationen einholen, weitergeben. Die Personen sitzen zumeist allein vor einem Gerät und machen ihre Arbeit.

Der letzte Montag war anders. Ich komme in unseren Stock – ich bin eine von den Späten, die ins Büro kommt – und mehr Kolleg*innen sind am Gang, reden miteinander, haben einen anderen Zeitausdruck in ihren Gesichtern. Etwas scheint zu stehen.

Tatsächlich, das digitale Netzwerk funktioniert gerade nicht. Also wie gehen wir jetzt unseren Tag an, wenn die Routine – der Computer, das zentrale Arbeitsgerät – gerade nicht funktioniert?

Netzwerken! Das andere – analoge. Man trifft sich, tauscht sich über den Stand der Situation aus und hat gerade auch ein bisschen Zeit, sich direkt zu begegnen. Es ergeben sich kleine Plaudereien mit Menschen, mit denen wir sonst nicht so viel zu tun haben.

Ich denke grad ganz keck nach: Wie wäre es, wenn eine erste halbe Stunde in einem Büro, in einer Einrichtung noch gerätefrei (auch ohne Telefon) stattfinden würde?

Eine Begegnungshalbestunde?

Und danke an die Fachmenschen aus der IT. Für euch bestimmt keine Begegnungszone der entspannten Art.

Ich bilde mir ein, dass der etwas andere Start an diesem Tag alles andere als eine Misere war. Gut hat er uns getan.

Wie sehr uns das gut tut.

Echt!

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Darf ich euch mitnehmen auf  Erfahrungen der letzten Tage? In die Tage, die auf Weinachten zufliegen?

Ausgehend von einer Sendung, die mich ganz erschüttert zurückgelassen hat (man nimmt ja nicht immer alles gleich intensiv auf!) nahm meine Verunsicherung seinen Lauf. Die Sendung erzählte von der Entstehung von Fake News und der Unerschütterlichkeit von vielen Menschen, wenn es darum geht Dinge für real zu halten, die nachweislich nicht der Wahrheit entsprechen. Eine sachliche, aufklärende Argumentation hilft da nicht. Die Dokumentation hat mich die Nacht durch begleitet. Gerädert das frühe Aufstehen.

Dann der Wald! Ich atme durch und komme langsam wieder an- in meiner Welt, auf meinem Boden. Noch ist der Tag nicht ganz erwacht. Dunkel hallen die Schritte. Plötzlich erhascht meine Nase einen frischen Kaffeeduft. Ich atme intensiv ein- durch die Nase. Etwas in mir beruhigt sich. Da ist es wieder! Das Gefühl, es stimmt. Es ist echt.

Nicht mitziehen lassen in die Katastrophensummserei. Viel da von Schwierigem! Zweifelsfrei.

Doch da wo es nicht ist, darf ich es doch nicht breitwerden lassen. Den Blick wenden, sich einlassen auf das was stimmt. Gerne das Schöne und auch das was anspruchsvoll ist. Auch dem kann ich echt begegnen und entgegnen.

Derweil genieße ich intensiver was mir Schönes passiert. Zum Beispiel heute überraschende adventliche Musik am Hauptbahnhof in Innsbruck. Ich sehe Menschen, die auch mit großem Abstand zur Musikkapelle mit pfeifen und sich im Klang wiegen.

Ein echtes Aufleben!

 

Mir fällt immer was ein!

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Am Rücken zieht es kräftig. An den Oberarmen auch. Und wie!

Jacquline, die Physiotherapeutin motiviert ihre kleine Trainingsgruppe bei den GVA Wochen. Keine Ahnung was das ist? Gesundheit Vorsorge Aktiv. So nennt man nun die Kuraufenthalte, die dafür sorgen, dass man im Arbeitsleben fit bleibt . Wie gut diese Zeit ist und wie viel hier lernbar ist!

Ich schreibe davon,  weil ich in meinen Beratungen immer wieder darauf hinweise, dass ein Abstand von zu Hause mit dem Schwerpunkt Gesundheit richtig guttun kann. Es wird für einen gekocht, man kann sich getrost einem Programm hingeben, das maßgeschneidert ist, es gibt eine medizinische, therapeutische Unterstützung und viel Zeit zum Lesen, Bewegen und mit sich sein.

Der erste Sonntag: ich war so erstaunt, wie lange so ein Tag sein kann, wenn gewohnte Strukturen wegfallen. So um zwei am Nachmittag hatte ich das Gefühl, jetzt habe ich eigentlich schon alles getan, was einen Sonntag gut macht. Mir wurde nicht wirklich langweilig, aber ich musste aktiv dazu beitragen, dass ich den Tag gut gestalte. Also las ich. (Wann habe ich das letzte Mal an einem Sonntagnachmittag gelesen?)

Und da hab ich ein Buch mitgehabt (danke liebe K für das Buch!)- „Die Kraft des Vertrauens“ von Elisabeth Lukas. Ein kleines und sehr gut lesbares Buch.

Mein Lieblingsgedanke daraus: Auch wenn einem gerade das Vertrauen im Leben nicht zur Verfügung steht, ich kann hineinschlüpfen in das Gefühl des Vertrauens und mich dann überraschen lassen.

Als Jacqueline ihre vielfältigen Übungen anleitete meinte sie parallel dazu: „ Mir fällt immer was ein!“

Wie schön, sich selbst-vertrauend bestärken.

Dann kann es wieder fließen.

Mit der Mame Nudlen machen

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Wie er springt, der Jan! Freundlich und flott! Die ganze Speisekarte gibt es am Nachmittag nicht, aber sie könnten uns schon was richten, meint er. In Gossensass/Südtirol kann man auf der Strecke nach Hause und umgekehrt so herrlich zukehren.

Wir fühlen uns wohl und genießen unsere Zeit. Dann kommt Jan plötzlich in einem anderen Gewand daher. Er trägt Kochbekleidung. Nun müsse er mit der Mame Nudlen machen. Wieder: er springt, ist freundlich und freut sich auf die Tätigkeit. Es gefalle ihm auch, wenn sie als Gasthaus für ihre Gäste was Besonderes bieten können. Und von der Mame hat er das gelernt. Und mit ihr mache er es auch jetzt.

Ich darf ihm in die Küche folgen. Dort ist schon Teig und Fülle und die Mame. Sie arbeiten gut zusammen.

Mir gefällt das sehr- ein Bild von lebendigem Zusammenwirken der Generationen. Bestimmt haben auch Jan und seine Mutter Monika ihre „Wickel“.  Doch sie begeistern sich miteinander für dieselbe Sache. Sie machen gemeinsam etwas Besonderes.

Da fällt mir ein, was Helga Brunschmid, Landesbäuerin und Vizepräsidentin der Tiroler Landwirtschaftskammer, zum Umgang miteinander im Betrieb sagt: „Wenn die Jungen mitdenken, dann muss ich nicht so gschafftig sein!“

Übersetzt könnte das heißen: mitdenken, sich begeistern, sich beidseitig etwas zeigen lassen und bereit sein, voneinander zu lernen. Das hilft der Verständigung.

Durchs Tal außirinnen lassen

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Meine Blogfreundin hat mich auf meine große Liebe zu besonderen Sätzen aufmerksam gemacht. Ja genau! Ich bin sehr empfänglich für die kleinen Botschaften, die in Sätzen stecken.

Bei einem der letzten Hofübergabeseminare war ein sehr lebendiges Vater-Sohn-Gspann dabei. Der Vater bedächtiger, der Sohn heißblütiger. Schon auch nicht untypisch für das Junge und (entschuldige bitte, Herbert) das Alter.

Wie geht man miteinander um, wenn es auf einem Hof kracht? Da kommt ihr Satz daher: „das Zornige, Aufgekochte erst einmal durch das Tal ausßirinnen lassen.“ Da fließt es dahin, das vielleicht sehr verletzende erste Reagieren. Die bösen, groben Worte. Der Kopf kann abgekühlt werden. Und dann kann vielleicht wieder aufeinander zugegangen und das Gespräch gesucht werden. Wer? Im Idealfall beide. So heißt es ja auch: AUFEINANDER ZUGEHEN. Aber leicht ist das nicht, oder? Besonders auch, weil man bei sich selbst schneller die Verletzung als den Fehler spürt.

Noch eine sehr gute Idee hat mir der übergebende Bauer erzählt. Nicht gerne, aber doch spüre auch er, dass er nicht mehr so viel leisten kann und will. Die Mitarbeit am Betrieb wird sehr gebraucht. Und Gebrauchtwerden sei wirklich sehr schön. Zu Mittag mache er immer eine Pause. Alle würden das wissen. Plötzlich sei er dahin, wie ein flinker Fisch. Das sei die Ruhe, die auch das darauffolgende Arbeiten miteinander vereinfache.

Schlau! Schlau!