Entschuldigung – heute setz i aus
Dreimal im Jahr lädt uns unsere Mutter zum gemeinsamen Gottesdienst und anschließendem Essen in unsere Heimatpfarre ein: zum Geburtstag, zum Namenstag und zum Sterbetag unseres Papas. Wer von den Kindern und Enkelkindern Zeit hat ist dabei, auch weil wir uns gerne treffen.
Vermutlich ist die Situation wie in vielen Pfarren nicht ganz einfach: die Bänke schmal und eher weiter hinten bevölkert, das Singen ein bisschen dünn. Normalerweise bemüht sich eine Organistin um den Klang. Doch gestern fehlte sie.
Mit starker Stimme hat der Diakon angestimmt: Alles meinem Gott zu Ehren. Beim nächsten Lied das er anstimmt kommt ihm die Melodie des ersten Gesangs in die Quere. Er stimmt an, merkt, es funktioniert nicht, stimmt nochmals mit derselben Weise an. Gerät ins Stocken. Dann bricht er ab und sagt: „singen wir doch ein Halleluja, das können wir“.
Eine heitere Stimmung ist plötzlich in der Kirche.
Berührt hat mich dann aber nochmals eine spätere Szene: Der Diakon sagt, bei den Fürbitten antworten wir mit einem anderen Ruf. Alle machen brav mit – bei der dritten Antwort fällt der Diakon in die gewohnte Antwort zurück.
Er merkt es und sagt: „Entschuldigung, heute setz i aus!“ Die ganze Kirche lacht frohgestimmt.
Wie schnell doch kleine Unaufmerksamkeiten eine Wende zulassen. Wenn sich jemand aufrichtig entschuldigt, kann Nähe entstehen. Ich würde für gestern fast behaupten, erst die Stolperer haben die Herzen geöffnet. Das meine zumindest weit.