Isch suppa
Ich habe davon schon erzählt: Bei uns daheim ist Baustelle. Seit ca. zwei Monaten. Am liebsten würde ich nur mehr daheim sein. Schauen, wie sie etwas machen, ein bisschen gschaftln und ihnen zuhören, Kaffee bringen, ab und zu Kuchen für sie backen. Und durch die Baustelle bin wirklich täglich mit Geschichten beschenkt, die mich aufleben lassen.
Heute bin ich die Bauherrin, der Bauherr nicht im Haus und ich auch ein bisschen nervös. Wie soll der Maurer die Ecken ausbessern, wenn gleichzeitig der Estrich gelegt wird? Das Baugerüst brauchen auch alle.
Stiege auf und Stiege hinunter marschieren die Estrichleger und ich stehe vor allem im Weg. Dann bleibt ein Arbeiter auf der eh recht engen Stiege wegen eines Bücherregals stehen. Zuerst leise gemurmelt und dann noch einmal laut und begeistert: „Isch suppa!“ Ich sehe ihm zu, wie er auf das Regal starrt, vermute, er meint vielleicht den Lichtstrahl auf den Büchern. Oder er ist froh, dass er den Schlauch durch den engen Schluuf bringt.
Er dreht sich um und meint: „Die Buch, die vielen! Ich auch lesen viel! Gut ein Haus mit viel Buch!“ Da staunt sie die Baufrau und ist fast ein bisschen beschämt ob ihrer (ich sag es nicht gerne) Vorurteile. Der türkischstämmige, lesende Bauarbeiter überrascht mich.
Ibrahim (so heißt er) später zu mir (nach Kaffee und Kuchen): „Wenn du Hilfe brauchst, sag!“
Derweil ist Stefan der Zimmerer mit mir noch einmal den Bauplan durchgegangen und hat sehr kluge Ideen, wie sich doch noch alles zeitgerecht ausgehen wird.
In meinem nächsten Leben werde ich Bauleiterin! Jetzt speichere ich einmal die guten Erfahrungen.