Liebeserklärung an Venedig
So wie schon viele vor uns, ließen auch wir uns von Venedig begeistern. Irrten durch die verwinkelten Gassen und landeten doch immer wieder bei uns selbst. Das dunkle Geheimnisvolle umfing uns genauso, wie das glitzernd Helle.
Für den großen Poeten Rainer Maria Rilke war Venedig »das schöne Gegengewicht der Welt«.
Hört her:
Spätherbst in Venedig
Nun treibt die Stadt schon nicht mehr wie ein Köder,
der alle aufgetauchten Tage fängt.
Die gläsernen Paläste klingen spröder
an deinen Blick. Und aus den Gärten hängt
der Sommer wie ein Haufen Marionetten
kopfüber, müde, umgebracht.
Aber vom Grund aus alten Waldskeletten
steigt Willen auf: als sollte über Nacht
der General des Meeres die Galeeren
verdoppeln in dem wachen Arsenal,
um schon die nächste Morgenluft zu teeren
mit einer Flotte, welche ruderschlagend
sich drängt und jäh, mit allen Flaggen tagend,
den großen Wind hat, strahlend und fatal.
Mathias Wolfart
25. November 2019
Liebe Angelikas,
vielen lieben Dank für die reizenden Rilke-Strophen! Treffend damals wie heute, wunderbar beschreibend, sehnsuchtsweckend!
Mathias