Nütze die Dunkelheit
Ich blättere von Zeit zu Zeit gerne in den Büchern von Melanie Wolfers. Ihr neuestes Buch heißt „Zuversicht -die Kraft, die an das Morgen glaubt“. Hab darin eine Passage entdeckt, die mir sehr gut gefallen hat:
Die Sonnenblume wendet noch in der Nacht ihren Kopf in jene Richtung, wo die Sonne aufgeht.
Wie raffiniert die Natur doch ist! Da nützt sie die dunklen Stunden, um bereit zu sein, wenn es wieder licht und hell wird.
Dann habe ich überlegt, was dieses schöne Bild für mich bedeuten könnte…
In unseren Wunschvorstellungen des Lebens würden wir uns gerne den Schattenseiten, dem Dunkel entziehen. Eigentlich wider besseres Wissen. Wir haben auch leidvolle, ängstigende, beklemmende Erfahrungen. Und weil wir gerade von der klugen Sonnenblume sprechen: Sie wendet bereits in der Nacht den Blick zum Sonnenaufgang.
Also meine Nächte sind da manchmal ganz und gar anders. Da kann ich mir es im Kopf zwar ausmalen, dass sich die Belastung schon auflösen wird – aber dann gleich den Sonnenaufgang erfühlen… ich weiß nicht! Ich tu mich schwer.
Kürzlich hat mir meine fast 88-jährige Mutter etwas sehr Berührendes erzählt. Sie hat sich in der Buchhandlung ein Gotteslob mit großer Schrift bestellt. Wenn sie nachts nicht schlafen kann, Schmerzen hat und ins Grübeln verfallen würde, dann singt sie im Kopf Lieder (nicht nur Kirchenlieder). Das helfe ihr.
Und nun will sie den Liedschatz noch einmal erweitern. Deshalb das Gotteslob in großer Schrift. Wirklich großes Vorbild!
UND wir haben auch die Erfahrung, dass es wieder gut wird – vielleicht nicht so, wie es war. Aber ein anderes Gut.
Wie immer: Wir üben, probieren aus und erzählen euch wieder.